Das Ehepaar J. im Ithweg lebt sehr klimabewusst. Dadurch kommt es mit einem Drittel der üblichen Energiemenge in der Weserberglandsiedlung aus.
In der Doppelhaushälfte, die Familie J. Im Ithweg bewohnt, fallen die vielen bunten Bilder an den Wänden auf. Alle Details im Wohnzimmer sind ästhetisch gestaltet, auch die Teetassen, die Nina J. selbst getöpfert hat. „Mit meinen Patienten zusammen“, lacht sie, denn sie arbeitet als Kunst- und Familientherapeutin, ihr Mann Christoph ist Arzt. Die Kinder der beiden sind erwachsen und ausgezogen, aber in einer separaten Einzimmer-Wohnung beherbergen sie seit Jahren Geflüchtete aus Syrien, Russland oder der Ukraine.
Bevor sie 2011 das Haus in der Weserberglandsiedlung kauften, standen seine 120 Quadratmeter viele Jahre leer. „Es war alles kaputt und feucht. Das Dach war leck, innen hingen Eiszapfen“, berichten sie. Wochenlang kratzten sie den alten Putz aus dem Baujahr 1934 ab und rissen Trennwände im Erdgeschoss ein, sodass eine großzügige Wohnküche im Erdgeschoss entstand. Die Außenwände bekamen eine 15 Zentimeter dicke Dämmung verpasst und der Anbau ein Gründach aufgesetzt, auf dem bis Herbst 2022 Bienen um ihren Stock summten. „Und dann kam ein fremder Schwarm, tötete unsere Bienen und räuberte ihren Honig“, sagt Nina J. traurig. Die frühere Kunstlehrerin ist auf einem Bauernhof aufgewachsen. Ein naturnaher und klimabewusster Lebensstil ist ihr und ihrem Mann sichtbar wichtig.
In Zentrum der Wohnküche ließ die Familie einen modernen Holzofen einbauen, mit einem wasserführenden Kessel, dessen Rohr zusammen mit den Leitungen der dachseitigen Solarthermie in einem Wärmespeicher im Keller endet. Das erwärmte Wasser speist eine Fußbodenheizung im Erdgeschoss, die beiden anderen Stockwerke sind nicht beheizt. Eine Gastherme springt ein, wenn es zu kalt wird. „In manchen Jahren ging die Heizung fast gar nicht an“, berichtet Nina J., während ihr Mann in den Energie-Abrechnungen blättert. Er berichtet, dass sie – auch durch den Holzeinsatz – nur rund ein Drittel der durchschnittlichen Gas- und Strommengen in den Häusern der Weserberglandsiedlung verbrauchen, nämlich statt 20.000 bloß etwa 7.000 Kilowattstunden pro Jahr. Aufs Schrägdach wünschen sie sich noch Solarmodule, wenn diese wieder lieferbar sind –, dann wird die bezahlte Energiemenge noch weniger. Zudem überlegen sie, ein kleines Solarauto fürs Sharing in der Nachbarschaft zu kaufen.
Im bunt bebilderten Wohnzimmer sitzend, mit einem roten Kater auf dem Sofa, kann man durch die dreifach verglasten Türen in ihren Garten schauen. Rechterhand befindet sich eine Terrasse mit lauschigen Sitzplatz unter einer Wein-Pergola, dahinter ein Holzstapel für den Ofen. „Wir haben seit 2011 noch nie Holz gekauft. Alles aus eigenen Beständen oder Geschenke von Nachbarn“, berichtet Christoph J. Linkerhand schaut man auf ein Gartenhaus im Vintage-Stil, in dem Nina J. Pflänzchen für ihr Hochbeet zieht. „Obstbäume haben wir auch – Äpfel, Birnen, Pflaumen“, berichtet sie. Erstaunlich, was hier alles wächst. Und was hier nicht gedeiht, beziehen die J.s als Abo-Gemüsekiste von einem Biohof. Oder stellen es in Handarbeit selbst her – so wie das Sauerkraut aus sechs Kohlköpfen, die sie zu Weihnachten geschenkt bekamen. „Nach dem Hobeln und Pressen hatten wir Muskelkater“, lacht Nina J.
Kunst, Heilen, Wohnen, Heizen, Dämmen, Essen, Mobilität. Was die J.s aufgebaut haben, ist ein klimafreundliches Gesamtkunstwerk.