kliQ Gruppe Grün

Gärten, Straßenbäume, Artenvielfalt, Bewässerung, Terra Preta

 

Die »Gruppe Grün« kümmert sich um alles, was im Quartier grün ist oder die Vegetation fördert: Gärten, Straßenbäume, Grünflächen, Artenvielfalt, Gemüsezucht in Kleingärten, Kompostierung mit Pflanzenkohle und Regenwassernutzung.

Aktuelles

Invasive Hybrid-Luzerne breitet sich in Berlin aus

Die Hybrid-Luzerne (Medicago x varia), auch Bastard-Luzerne genannt, verbreitet sich seit den vergangenen Jahren massiv aus. Sie blüht heute im gesamten Stadtgebiet am Wegesrand, in Parks, auf dem Mittelstreifen oder auf privaten Rasenflächen. Es handelt sich um keine...

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Torffreie Blumenerde: Ein Einkaufsführer vom BUND

Für unsere Gärten und Balkone kaufen wir immer wieder Blumenerde. Die meisten Produkte dieser Erden bestehen überwiegend aus Torf - ein Stoff, der aus den Mooren kommt. In Moorböden wurde in vielen Jahrhunderten und Jahrtausenden Kohlenstoff gebunden, der in Form von...

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Ziele

CO2-Speicherung

Bäume speichern viele Treibhausgase, kühlen und beschatten uns in der Sommerhitze. Wir wollen deshalb das wertvolle Grün hier so gut wie möglich beschützen und erweitern. Das gilt besonders für die gestressten Straßenbäume: Nach den letzten Dürrejahren und Stürmen mussten leider viele alte Kiefern gefällt werden. Wir freuen uns, wenn sich Nachbarn gemeinsam um die Bäume vor ihrer Haustür kümmern und gefällte Bäume in ihren Gärten und Grünflächen nachpflanzen. Wir beraten uns gegenseitig, wie man statt Rasen klimaresiliente Gärten anlegt, selbst Gemüse züchtet und mittels Terra-Preta-Technik langfristig CO2 im Boden speichert.

Artenvielfalt

Da unser Quartier vielfach direkt an den Grunewald grenzt, können unsere Gärten und Grünflächen als „grüne Korridore“ und Lebensraum dienen für viele verschiedene, teilweise seltene Tiere und Pflanzen aus dem Wald. Damit wollen wir die bedrohte Artenvielfalt schützen.

Regenwassernutzung

Wasser wird immer kostbarer. Wertvolles Trinkwasser sollte in Trockenzeiten nicht für Rasensprengen verschwendet, Niederschläge sollten nicht in die Kanalisation abfließen, sondern für kommende Dürrezeiten im Boden gespeichert werden.

Maßnahmen und Tipps

Klimaresiliente Wildgärten

Einheimische wilde Stauden sind viel besser dürreangepasst als Blumen aus Gartenmärkten, brauchen (fast) keine Bewässerung und erfreuen Bestäuber und Insekten. Weil sie Sandboden gewohnt sind, bilden sie oft lange Pfahlwurzeln aus, sodass ihnen Hitze und Dürre weniger ausmachen. Blumen aus Gewächshäusern sind oft pestizidbelastet und schaden den Bienen, statt ihnen zu helfen. Gefüllte Blüten bieten Bestäubern zudem keinen Nektar und keine Pollen.

Man kann die Samen wilder Pflanzen überall frei sammeln und sie zweimal im Jahr aussäen: Mitte August oder im März. Wenn man eine Rasenfläche umwandeln will, sollte man den Boden vorher von Graswurzeln befreien. Dann breitflächig die Samen ausstreuen, sie mit den Füßen oder einem Brett festdrücken und etwa zwei Wochen feuchthalten. Und danach nicht enttäuscht sein: Viele Wildblumen blühen erst im nächsten Jahr. Die Stauden sollten man im Winter stehen lassen, Wildbienen überwintern darin. Erst im März abschneiden und dann auch nochmal zwei Tage liegen lassen, damit die Insekten rauskrabbeln können.

Artenvielfalt

Wer etwas gegen das Artensterben tun will, sollte einheimischem Grün den Vorzug geben. Weißdorn etwa ernährt ungefähr 100 verschiedene Insekten- und Vogelarten. Auch die Strukturvielfalt von Gärten ist wichtig. Hecken spenden Schatten und bremsen den Wind. Totholz ist sehr lebendig – etwa ein Drittel aller Insekten ist davon abhängig – und mit seinen Poren ein guter Wasserspeicher. Man kann alte Baumstümpfe halb einbuddeln und als Beetbegrenzung nutzen. Sie sind Unterschlupf für Wildbienen, etwa für die wunderschöne seltene Blaue Holzbiene. Oder für Ohrenkneifer, die Blattläuse fressen. Ein ordentlich unordentlicher Garten sollte mindestens eine wilde Ecke haben, in der Totholz, Ästchen und Grünschnitt gestapelt wird, als Nische für Igel und andere Tiere. Übrigens hat unser Quartier auch besonders viele Fledermäuse aufzuweisen. Wir haben dazu einen Flyer verfasst, der hier heruntergeladen werden kann. Zudem hat uns der BUND in einer einmaligen Aktion Nisthilfen für Wildvögel geschenkt, die jetzt an diversen Gebäuden hängen.

Regenwassernutzung

Wer die Möglichkeit hat, Regentonnen oder Zisternen aufzubauen, sollte das tun. Mit Regenwasser kann man Gärten, Balkone und Bäume wässern, das ist auch besser für sie, weil das Wasser weniger kalkreich ist als das Berliner Leitungswasser. Wer in der Papageiensiedlung wohnt, sollte dafür sorgen, dass die Dachentwässerung nicht wie bisher üblich in der Kanalisation landet, sondern im Vorgarten oder in einem Behältnis. Hierfür reicht es oft schon, die Dachrinne anders enden zu lassen. Wir raten zum Umbau der Dachentwässerung, damit kein wertvolles Nass mehr ungenutzt in der Kanalisation verschwindet.

Bewässerung

Ungefähr die Hälfte des Gieß- und Sprengwassers in den Gärten verdunstet. Am meisten in der Mittagszeit – mittägliches Gießen sollte tabu sein. Die beste Gießzeit ist frühmorgens. Am meisten Wasser spart eine Tröpfchenbewässerung mittels Schläuchen und Zeitschaltuhr. Beim Wässern mit Schlauch oder Gießkanne darauf achten, nicht auf die Pflanzenblätter zu gießen, sondern möglichst direkt in den Boden. Bei Sonne wirken Tropfen wie eine Lupe, die die Blätter verbrennen lässt. Besser nicht täglich gießen, sondern in größeren Zeitabständen und dafür länger. Dann dringt das Wasser tiefer in den Boden ein und fördert die Bildung langer Pflanzenwurzeln. Das gilt ganz besonders für Bäume. Sie sollte man nur etwa einmal pro Woche beglücken, dafür aber kräftig, etwa 10 Minuten lang mit dem Schlauch oder viele Kannen voll. Straßenbäume kann man nur auf der Baumscheibe wässern. Bei Bäumen im Garten sollte man schauen, wo die Krone endet, wenn man darunter steht, und dort gießen. Denn mindestens so weit reichen ihre Wurzeln. Rasensprenger sollten in Hitzesommern ausgeschaltet bleiben, denn grüner Rasen schluckt pro Quadratmeter wöchentlich rund 20 Liter. Dieses Wasser sollte besser leidenden Straßenbäume zugutekommen. Bäume tragen einen erheblichen Teil zur Abkühlung des Stadtklimas bei, Rasen so gut wie nicht. Und Bäume können eingehen, Rasen erholt sich ohne Probleme.

Kompost

Wir beraten gerne beim Anlegen von Komposten, die fruchtbare Terra-Preta-Substrate herstellen können. Dabei wird 10 Teilen organischer Abfall 1 Teil Pflanzenkohle hinzugefügt. Pro Kilo Pflanzenkohle erspart man dem Klima 2 bis 3 Kilo CO2, weshalb diese Technik besonders klimafreundlich ist. Pflanzenkohle kann man entweder im Internet kaufen oder selbst herstellen.

Boden

Mulchen mindert die Notwendigkeit zur Bewässerung deutlich. „Gut gemulcht ist halb gegossen“, verkündet eine Biogärtnerei aus Brandenburg zu Recht. Boden sollte niemals nackt daliegen, egal, was die Nachbarn darüber denken oder sagen. Unbedeckte Erde ist Wind, Sonne und Wasser ausgeliefert, das fördert die Verdunstung und Bodenerosion.

Grünflächen

Der im Hochsitzweg wohnhafte pensionierte Gartenbaudirektor Hermann Seiberth hat in seinem Garten eine einmalige Vielfalt von rund 300 verschiedenen Pflanzenarten angesiedelt. Hier können Sie einen taz-Artikel dazu herunterladen. Zudem bewirtschaftet er verschiedene öffentliche Grünflächen in der Nähe seines Grundstücks in Patenschaft anstelle des bezirklichen Grünflächenamtes (siehe Gute Beispiele). Sie werden nicht mehr gemäht. Dort befinden sich stattdessen neu gepflanzte Bäume, Wildstauden, Stein- und Totholzhaufen, Reisig- und Laubhaufen für Frösche und Kröten, Eidechsen und andere Kleinlebewesen.

Ergebnisse

 

Diverse Gartenbesitzende wenden inzwischen die Terra-Preta-Technik an. Wie viel CO2 dadurch gespeichert wurde, ist uns unbekannt und schwer zu messen, aber jedes Kilogramm zählt. Zudem fördert diese Art von Kompostierung auch die Produktion gesunder und klimapositiver Lebensmittel in unseren Gärten.

Schwer zu messen ist auch die Zunahme von Artenvielfalt in unseren Gärten und Grünflächen. Aber sie findet statt. Wir freuen uns besonders über nachbarschaftliche Hinweise auf seltene Tier- und Pflanzenarten, die wieder gesichtet wurden.

Das Sammeln und Speichern von Regenwasser steht noch am Anfang, sollte aber auch durch die Behörden und den Denkmalschutz besser gefördert werden.