Liebe Nachbarschaft,

ich hoffe sehr, dass das neue Jahr 2024 für uns alle besser wird als das alte, das so viele Kriege,
Konflikte, Katastrophen und Wetterextreme des Klimawandels mit sich brachte. Auch wenn und
gerade weil es derzeit nicht danach aussieht, muss ich an ein bekanntes Zitat von Vaclav Havel
denken. Er schrieb es 1978, also mitten im Kalten Krieg und in seiner Konfrontation mit dem
tschechoslowakischen Regime, das ihn dreimal ins Gefängnis warf:

„Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn macht, egal wie es ausgeht.“

Wir vom kliQ-Team fühlen uns mit Havel verbunden in der Überzeugung, dass es Sinn macht, sich
gegen Missstände zu stemmen, egal wie es ausgeht. In unserem Falle: lokal etwas gegen den
Klimawandel zu tun und dabei die Vision eines schönen Lebens mit mehr Nachbarschaftlichkeit
und Lebensqualität stets im Auge zu behalten.

Manchmal erscheinen unsere kleinen Handlungen so vergeblich angesichts der riesigen globalen Probleme. Aber wenn wir denken, „die Apokalypse können wir ja eh nicht verhindern“, oder „es ist ja doch schon alles zu spät“ oder „was ich mache, hat doch keinen Einfluss“, dann sollte uns bewusst sein, dass das kulturell geprägte Muster sind, die uns bei der Lösung der Probleme eher behindern als helfen. Es geht nicht um schwarz oder weiß, Apokalypse oder Paradies. Sondern: Um jedes Zehntelgrad Durchschnitts-Temperatur weniger! Auch die Klimaforschung betont das immer wieder.

Und, noch entscheidender: Lokal können wir den Unterschied noch viel größer machen! Denn in
kommenden Hitzesommern und Extremwettern wird jeder Baum zählen, der Schatten und Kühlung spendet, jedes Stück Boden, das Wasser aufnehmen und speichern kann. Laut einer Studie der ETH Zürich, in der rund 300 europäische Städte untersucht wurden, kann viel Baumbestand in Städten Temperaturen um bis zu 12 Grad senken! In einer Hitzewelle von rund 40 Grad kann das viele Hitzetote vermeiden. Und natürlich zählt auch jede Solaranlage, die fossilen Strom ersetzen und E-Fahrzeuge vom Dach betanken kann, jede Wärmepumpe und Geothermie-Anlage. Dazu unten mehr.

Stationen des kliQ-Projektes
Das nur zu unserer Motivation, warum wir 2021 das kliQ-Projekt ins Leben gerufen haben. Seitdem ist eine Menge passiert, hier nur das Wichtigste: Nach drei nachbarschaftlichen
„Zukunftskonferenzen“ im April, Juni und November 2022 ging es im Februar 2023 in einem
weiteren Workshop um die Ergebnisse der Potenzialanalyse, die die Berliner Energieagentur (BEA) in unserem Auftrag für die unterschiedlichen Gebäudetypen im Quartier gefertigt hatte. Die BEA schrieb damit eine Art lokalen Klimaplan. Tenor: Mit Wärmedämmung und erneuerbaren Energien ist hier sehr viel zu erreichen, auch bei der Mobilität gibt es viel Potenzial. (Siehe https://kliq-berlin.de/klimapotential-des-quartiers/)

Wir haben uns viel Mühe gegeben, rechtzeitig zu diesem Workshop die Website https://kliq-berlin.de und eine zweite Ausgabe unserer Quartierszeitung fertigzustellen („kliq zum Glück“, https://kliq-berlin.de/kliq-zeitungen/). Auf der Homepage und in der Zeitung haben wir viele gute
Beispiele aus der Nachbarschaft gesammelt, wie man Häuser energetisch sanieren und mit
erneuerbaren Energien ausstatten kann (https://kliq-berlin.de/gute-beispiele/). Das hat nicht nur
andere Familien und weitere Initiativen, etwa das „Klimafreundliche Stadtparkviertel Steglitz“ (https://stadtparkviertel.berlin/), zu Ähnlichem animiert. Und wir waren immer wieder erstaunt, auf
landesweiten Veranstaltungen zu hören, wie weit sich unser Beispiel bereits herumgesprochen hat. Mechthild Zumbusch von der BEA behauptete sogar, wir seien „die aktivste Initiative in ganz
Berlin“. Ob das stimmt, wissen wir nicht, aber sie hat einen guten Überblick über Berliner
Initiativen.

Umfrage zu Mobilität
Im Frühjahr 2023 hat die AG Mobilität des kliQ-Projektes eine Umfrage zur Mobilität im Quartier
entwickelt, Flyer konzipiert, ein Logo entworfen. Sie steckte ungefähr 2.500 Postkarten in
Briefkästen und warb unter anderem auf dem Donnerstags-Markt für die Umfrage. Rund 800
Menschen beteiligten sich – ein sehr gutes, fast repräsentatives Ergebnis. Die Uni Cottbus beteiligte sich an der Mitauswertung, die Resultate finden sich unter https://kliq-berlin.de/2432-2/. Klar wurde: Hier gibt es großes Interesse an einer klimafreundlicheren Fortbewegung, besseren
Radwegen und mehr Carsharing. Zum Auftakt der Umfrage im März und zum Vorstellen der
Ergebnisse im August organisierten wir jeweils eine „Dorfakademie“ per Zoom.

Der Bau einer Jelbi-Mobilitätsstation am U-Bahnhof Onkel-Toms-Hütte war ebenfalls von der AG
Mobilität mitangeschoben worden. Sie wurde ab Herbst gebaut, es sollen Stellplätze für Carsharing, Mieträder, Scooter und Mopeds geschaffen werden. Räder sind schon neben dem Parkplatz des Zahnarztes gegenüber dem Eingang Riemeisterstr. zu finden, auf Carsharing-Autos muss noch wohl noch bis Ende Januar gewartet werden.

Die Mobilitäts-AG plant weitere Treffen mit Stadtrat Urban Aykal und seinem neuen
Verkehrsplaner, bei denen es nicht zuletzt um eine Verbesserung der Fahrradwege geht. Außerdem will sie im Februar Überlegungen zur Gründung eines privat organisierten Carsharing-Angebots vorstellen.

Bessere Luft
„Manchmal riecht es hier wie in der DDR“, hört man hier immer wieder. Besonders in den kalten
Monaten werden jede Menge Kaminöfen angeworfen, die oft nicht dem neuesten Standard
entsprechen und viel Geruch und Feinstaub emittieren. Der Feinstaub-Ausstoß durch Holzöfen ist
inzwischen bundesweit zum Problem geworden, er hat sogar den des Verkehrs überholt. Die
winzigen Partikel können in die Lunge, ins Blut und Gehirn dringen und viele Arten Krankheiten
verursachen.

Dessen hat sich die AG Gesund leben des kliQ-Projektes angenommen. In Zusammenarbeit mit
dem bekannten Umweltwissenschaftler Axel Friedrich hat sie sich bei der Senatsverwaltung für
Umwelt dafür beworben, Schadstoffabscheider bei den Kaminöfen gefördert zu bekommen. Es
fanden sich im Quartier weit über 50 Interessierte, die ihre Kamine umrüsten wollen. Diese
bekommen einen Filter eingebaut – dem auch der Denkmalschutz zustimmt. Das Projekt wird
voraussichtlich im Januar 2024 so richtig anlaufen.

Neue Flyer
Die Grünflächengruppe der Waldsiedlung Krumme Lanke hat einen Flyer zu Frühlingsblühern
erarbeitet, herunterzuladen unter https://kliq-berlin.de/gruen/ (bitte herunterscrollen). Die ersten
Blüten im Frühling bringen nicht nur Farbe und Duft in Gärten, sondern sind auch wichtig für
Insekten. Der Newsletter gibt dazu Tipps. Unter derselben Adresse finden Sie auch weitere Flyer zu insektenfreundlichen Stauden und Wohin mit den Grünabfällen, die auch in diesem Jahr
veröffentlicht wurden.

Die kliQ-Gruppe Grün hat mit ihren Wasser- und Garten-Fachleuten Tipps zum guten Umgang mit der wertvollen Ressource Wasser gesammelt. Sie erheben keinen Anspruch auf Allwissen und Vollständigkeit, sondern sollen Anregungen geben. Herunterzuladen unter https://kliq-berlin.de/gruen/ (bitte herunterscrollen). Unter dieser Adresse finden Sie auch weitere Flyer zu den Themen Artenvielfalt in unseren Gärten sowie CO2 speichern und dabei fruchtbare Erde gewinnen.

Denkmal- und Klimaschutz
Mehr als die Hälfte des kliQ-Gebietes ist denkmalgeschützt, vor allem die Waldsiedlung Krumme
Lanke und die Papageiensiedlung. Das ist eine Herausforderung für gleichzeitigen Klimaschutz –
jedenfalls dann, wenn die zuständigen Denkmalbehörden andere Prioritäten setzen. Die
Papageiensiedlung ist im Dezember 2023 von der Kultusministerkonferenz als Kandidatin für das
Weltkulturerbe nachnominiert worden. Der Verein Papageiensiedlung und das kliQ-Team hat das
ganze Jahr mit viel Einsatz versucht, Kompromisse zwischen Denkmal- und Klimaschutz zu
vermitteln, damit das kliQ-Projekt nicht vergebens arbeitet. Das Ergebnis war enttäuschend mager.
Hier eine kurze Chronologie, die man überspringen kann, wenn man nicht in der Papageiensiedlung wohnt.

27.2.2023: Vereinsvorstand bei Kulturstaatssekretär Gerry Woop in der für Denkmalschutz
zuständigen Senatsverwaltung. Ohne konkrete Folgen.

3.3.2023: Erneuerter Dialogversuch zwischen Vereinsvorstand mit fachkompetenten
Siedlungsbewohnenden, Berliner Energieagentur und Landesdenkmalamt – ohne greifbares
Ergebnis.

14.3.2023: Landesdenkmalamt lädt zur „Bürgerwerkstatt“ zum Thema „Energetische Ertüchtigung“
der Reihenhäuser ein. Turbulente Sitzung mit weit über 100 Teilnehmenden.

Mai 2023: Landesdenkmalamt veröffentlicht Entwurf zum neuen Denkmalpflegeplan, erarbeitet
von der Agentur Pro Denkmal. Die Bewohnerschaft der Reihenhäuser darf bis Ende Mai schriftlich
Einwände dagegen erheben. Die Mehrheit der Siedlung, die in Mietshäusern oder WEGs wohnt,
wird vom LDA allerdings nicht angesprochen. Es gehen insgesamt 650 Einwände ein, viele davon
fachlich sehr fundiert.

21.7.2023: Dialogversuch zwischen Vereinsvorstand und Landeskonservator Rauhut. Es geht um
sehr konkrete Anliegen wie etwa die Erlaubnis zu Wärmeaußendämmung und die Korrektur
falscher Angaben seitens Pro Denkmal. Ohne greifbares Ergebnis.

4.8.2023: Vereinsvorstand bei Staatssekretärin Britta Behrendt in der für Klima zuständigen
Senatsverwaltung. Ohne konkrete Folgen.

Sept 2023: Landesdenkmalamt veröffentlicht „Leitfaden“ für die Eigentümer:innen der
Reihenhäuser und „Synopse“ der Bürgereinwendungen. Soweit der Synopse entnehmbar, wird nur sehr wenigen Einwänden ausdrücklich stattgegeben. Einige Fehler und Falschangaben werden stillschweigend korrigiert. Folgende Hauptkritikpunkte werden nicht beseitigt: weitestgehendes Verbot der Außendämmung mit falschen Angaben zur Dämmschicht; nur Empfehlung von Innendämmung, die Schimmelbildung forcieren kann; Restriktionen für Solaranlagen und Wärmepumpen.

Veranstaltungen
3.3.2023: Zoom-Dorfakademie zu klimafreundlicher Mobilität und Carsharing

5.5.2023: Zoom-Dorfakademie zum Thema Kaminöfen

30.6.2023: Zoom-Dorfakademie zum Thema „Klima: den Lebensstil ändern oder die politischen und ökonomischen Regeln?“

25.8.2023: Zoom-Dorfakademie: „Ergebnisse der Umfrage zum Thema Mobilität“

5.11. 2023: Dorfwerkstatt zum Thema Bürgergenossenschaft

Genossenschaft in Sicht
Am 5. November 2023 luden wir zur „Dorfwerkstatt“ in den Emmaus-Gemeindesaal ein, Thema
war die mögliche Gründung einer Genossenschaft für Nahwärmenetze und andere Aufgaben. Wir
hatten mit 30 bis 40 Personen gerechnet, es kamen rund 120. An zehn Tischen spielten die
Interessierten durch, wie eine Genossenschaft für die Geschäftsfelder Energie, Kiezküche,
Grünflächen, Mobilität und Pflege aussehen könnte. Auf die größte Resonanz stieß die Idee
fossilfreier Nahwärmenetze. Damit könnten wir Straßenzug für Straßenzug auf bezahlbare
Geothermie umstellen – was voraussichtlich wegen der gegenwärtigen Fördermöglichkeiten um die Hälfte billiger kommt als Einzellösungen für jedes Haus.

Wir haben das als Impuls und Auftrag verstanden, die Nahwärme- und die Genossenschaftsidee
weiter voranzutreiben.

Die kliQ-Energie AG hat dazu einen Flyer erarbeitet und verteilt – digital über den Newsletter und
gedruckt über Briefkästen –, um Interessensbekundungen einzusammeln. Die Resonanz war sehr ermutigend! Wir haben jetzt schon 238 Interessensbekundungen einsammeln können, obwohl die Aktion erst am 15.1.2024 vorläufig endet und dann von uns ausgewertet wird. In Straßen gerechnet, ist der Eisvogelweg beim jetzigen Stand der Spitzenreiter mit 23 Interessierten, gefolgt vom Fischtal mit 20 und Waldhüterpfad mit 18 Interessierten. Bezogen auf die Dichte interessierter Haushalte pro Straßenabschnitt lauten die bisherigen Spitzenreiter Eisvogelweg, Deisterpfad und Eggepfad.

Falls Sie sich noch nicht beteiligt haben und vielleicht auch Ihre Straße nach vorne bringen wollen,
können Sie den Flyer weiterhin auf der Website herunterladen, ausdrucken und unterschreiben
(unter https://kliq-berlin.de/aktion-interessenbekundung-netzanschluss/). Sodann können Sie ihn
entweder in den Briefkasten unseres Büros in der „Frisierkunst“ in der Riemeisterstraße 127
einwerfen oder einscannen und an info@kliq-berlin.de schicken.

Bitte merken Sie sich bei Interesse auch schon die nächste Dorfwerkstatt zu diesem Thema vor:
am Samstag 27.Januar 2024 14-17 Uhr im Emmaus-Gemeindesaal. Dort werden wir konkrete
Schritte zur möglichen Genossenschaftsgründung vorstellen.

Ebenfalls im Januar soll es eine weitere Zoom-Dorfakademie geben. Thema am Freitag 19.1. 18 Uhr: Warum wir trotz allem Hoffnung haben können – mit Fabian Scheidler und Ute Scheub.

Warum wir trotz allem hoffen können – das passt auch zu dem obigen Zitat von Vaclav Havel, und
damit schließt sich inhaltlich der Kreis. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und uns allen ein
besseres, schöneres, friedlicheres, ein gutes und gesundes Neues Jahr.

Ihre Ute Scheub