Vier Hauseigentümer in der südlichen Papageiensiedlung haben sich gemeinsam Solarmodule aufs Dach montieren lassen.

„Die lustigen 4 von der Tankstelle“, hieß ein Film aus den 1970er Jahren. Die vier Hauseigentümer, die sich in der Riemeisterstraße zusammengetan haben, wirken ebenfalls wie vier lustige Lausbuben. Oder lebenslustige Energierebellen. Denn sie wollen keine Tankstelle für fossile Energien betreiben, es geht ihnen im Gegenteil um eine Solartankstelle. Gemeinsam haben sie insgesamt 48 Solarmodule auf ihre vier benachbarten Häuser montieren lassen. Und sind offenbar sehr glücklich damit. „Gemeinschaftlich geht das viel besser“, darin sind sie sich einig.

Bereitwillig und immer wieder über sich selbst lachend berichten Uli Sander, Marcus Jungkurth und Dirk Warning über ihre Erfahrungen. Nur der vierte im Bunde ist verhindert: Rolf Kunert ist als einziger noch berufstätig. Alle vier wohnen seit langem mit ihren Frauen oder Familien in einem von Hugo Häring gebauten Haus. Ein fünfter Nachbar war anfangs ebenfalls dabei, hatte sich dann aber dann doch erst einmal dagegen entschieden.

Die Geschichte nahm 2019 ihren Anfang bei einem Treffen von Solarinteressierten im Bruno Taut Laden des Vereins Papageiensiedlung. Uli Sander und Marcus Jungkurth waren beide anwesend und beschlossen: Die Handwerker einer Photovoltaik-Firma sollen uns aufs Dach steigen. Nach tätiger Unterstützung durch die „Energiegruppe“ des Vereins Papageiensiedlung und einigem Hin und Her ­wegen der Lage des Endhauses genehmigte die Untere Denkmalschutzbehörde die eingereichten Baupläne. Im Juli 2020 montierte die Firma Fitschen die Solarzellen sowie vier unterschiedlich große Solarspeicher im Keller. Nur der für den Anschluss nötige Elektriker von Stromnetz Berlin ließ noch auf sich warten. Als Physiklehrer Sander bei einem Anruf darauf aufmerksam machte, dass sie doch zu viert seien, ging alles schnell. „Es ist von Vorteil, wenn man das in einer Gruppe macht“, sagt Mediziner Warning. „Vor allem, wenn Techniker dabei sind, wie anderen waren die Doofen“, lacht Datenwissenschaftler Jungkurth.

Nun, so bekennen sie, „haben wir alle viel Spaß daran“. Auf ihren Smartphones können sie genau ablesen, welches Modul gerade wie viel Strom produziert. Und damit auch entscheiden, wann sie Wäsche waschen und die Geschirrspülmaschine anstellen wollen. „Von März bis Oktober sind wir fast stromautark“, berichtet Uli Sander nicht ohne Stolz. „Wir hatten oft sogar Überschuss, der Netzbetreiber hat die Anlagen dann abgeregelt.“ Die daraus folgende Nichteinspeisung von rund 500 Kilowattstunden pro Jahr ins Netz findet er „total ärgerlich“. Aber seit dem Ukrainekrieg hat sich hier die Gesetzgebung der Bundesregierung geändert, sodass aller Überschuss ins öffentliche Netz geht.

Und wie wäre es, damit Elektro-Autos und E-Bikes zu betanken? Jungkurth schüttelt den Kopf: „Ich bin autolos, ganz bewusst.“ Sander gibt zu bedenken, dass man die Kabel bei den Mittelhäusern über den Bürgersteig leiten müsste, das sei verboten und gebe Ärger. Warning in seinem Reihenendhaus mit Garage aber hat „ein E-Auto in Planung.“

Alle Hausdächer sind kaum baumbeschattet und deshalb ideal für Sonnenenergie. „Unser Haus erzeugt übers Jahr rund 4.000 Kilowattstunden und verbraucht rund 2.500. Wir vier zusammen könnten wir sogar ein weiteres Haus mit Solarstrom versorgen“, sagt Sander. Jeder Haushalt hat unterschiedliche Energiekosten, aber die Vorauszahlungen sind bei allen enorm gesunken. „In jeder Gruppe ist wichtig, dass einer Dampf macht. Bei uns ist das Uli Sander“, sagt Warning.

Die 4 von der Solartankstelle können sich durchaus noch weitere gemeinsame Schritte bei der Energieversorgung vorstellen. „Ein lokales Wärmeverbundsystem unter Nachbarn, das wäre doch was, das ist doch die Zukunft“, schwärmt Marcus Jungkurth. Die anderen stimmen zu.