Familie Hoffmann aus der Papageiensiedlung nutzt schon seit 2012 fossilfreie Erdwärme für Heizung und Warmwasser. Sie sind „sehr zufrieden“.

Familie Hoffmann heizt mit der Wärme der Erde, und das vollkommen unsichtbar. Ihrem etwa 50 Quadratmeter großen Vorgarten im Holzungs- Ecke Hochsitzweg sieht man nicht an, dass dort unterirdische Rohre bis in den Keller verlaufen und das große Eckhaus fossilfrei mit Wärme und Warmwasser versorgen. „Ich bin sehr zufrieden mit der Heizung“, sagt Gisela Hoffmann, Krankenschwester im Ruhestand, die hier viele Kinder und Pflegekinder großzog und auch heute noch zusammen mit ihrer Schwiegertochter als Tagesmutter betreut.

Die Erdwärme-Idee hatte ihr Sohn Peter Hoffmann, der als Einkäufer im Spezialtiefbau arbeitet und mit seiner Familie ein Haus im Sprungschanzenweg ebenfalls geothermisch wärmt. „Die Ölheizung in beiden Häusern war alt, Heizöl richtig teuer und nicht klimafreundlich, deshalb hab ich sie ausgetauscht. Früher mussten wir 2.000 bis 2.500 Liter Öl bezahlen, jetzt nur noch den Strom, und auch davon weniger. Die Pumpe für die Ölheizung verbrauchte 60 bis 80 Watt, die für Erdwärme nur 7 Watt“, erklärt er zufrieden. Die geothermische Anlage habe sie nach Abzug der Förderung rund 21.000 Euro gekostet – Geld, das sich relativ schnell wieder amortisiere, weil Heizkosten wegfallen.

2012 also ließen sich die Hoffmanns die geplante Anlage in der Papageiensiedlung durch die Wasserbehörde der Senatsverwaltung für Umwelt genehmigen, um Gefährdungen des Grundwassers auszuschließen. Eine Spezialfirma bohrte in einer dreiwöchigen Bauphase drei Löcher in eine Tiefe von 90 Metern in den Vorgarten. Dort hinein verlegte sie Kapillare mit einem Durchmesser von etwa zwei Zentimetern, die als Speichermedium eine Flüssigkeit auf Alkoholbasis enthalten und in den Keller führen. Dort steht eine Wärmepumpe, die nach Art eines umgekehrten Kühlschranks der Flüssigkeit Wärme entzieht und diese zum Heizen nutzt. Diese wird über einen Wärmetauscher in einen 300-Liter-Tank für Warmwasser geleitet und einen weiteren 250-Liter-Tank für die Heizung. In einem geschlossenen System fließt die abgekühlte Flüssigkeit danach zurück in den Erdboden, wo sie sich erneut erwärmt.

Die ungewöhnliche Heizung nimmt im Keller mit Wärmepumpe und den beiden Speichern keine drei Quadratmeter ein. Und wenn die Pumpe anspringt, ist sie auch nicht lauter als ein Kühlschrank. „Die Temperatur in 90 Meter Tiefe beträgt etwa 16 Grad“, erklärt Peter Hoffmann das Prinzip. „Und in der zurückgeleiteten Flüssigkeit sind es 15,3 bis 15,7 Grad. Das heißt, wir nutzen weniger als ein Grad Unterschied, um das Haus auf 21 Grad zu heizen.“ Nur wenn die so gewonnene Wärme nicht ausreicht, werde eine elektrische Zusatzheizung angeworfen. „Das geschah seit 2012  aber bisher nur ein einziges Mal.“

Dabei haben die Hoffmanns aus Denkmalschutzgründen die Hausfassade nicht mal besonders gedämmt. „Und eine Fußbodenheizung haben wir auch nicht. Flachheizkörper reichen aus“, sagt Peter Hoffmann. Allerdings wirft seine Mutter im Winter manchmal zusätzlich Holzscheite in den alten Kachelofen im Wohnzimmer, „weil ich in den Klappen warmes Essen für die Kinder aufbewahre.“ Bis zu 21 Kinder werden hier durchgefüttert. „Hier ist immer was los, das war schon in meiner Kindheit so“, lacht Sohn Hoffmann.

Der Vorgarten ist ungewöhnlich groß für die Papageiensiedlung. Ist das also nur eine nicht übertragbare Einzellösung? Peter Hoffmann schüttelt den Kopf: „Keineswegs. Man braucht 3 Bohrlöcher im Abstand von 6 Metern.“ Das sei auch in den Hausgärten der Reihenhäuser möglich, wenn man die Löcher schräg versetzt. „Und die modernen schmalen Bohrgeräte passen auch durch die Wirtschaftswege. Zwei Nachbarfamilien könnten sich zusammentun und 6 Bohrungen zusammen planen und optimieren.“ Eine andere Familie in einem Reihenhaus im Holzungsweg habe sich eine geothermische Anlage im vergangenen Winter genehmigen lassen und werde sie demnächst bauen. Förderung durch die Bundesregierung gäbe es obendrein.