Mitmachkonferenz am 5. und 6. November 2022

Licht und Schatten bei der Mitmachkonferenz für ein klimafreundliches Quartier (kliQ) – ein zusammenfassender Bericht

Bei einem Schalter kann man mit einem Klick zwischen Dunkelheit und Licht wählen. Und so ähnlich ist es auch beim Projekt klimafreundliches Quartier (kliQ). Es möchte die Gegend zwischen den U-Bahnhöfen Oskar-Helene-Heim, Onkel Toms Hütte und Krumme Lanke so schnell wie möglich klimaneutral machen. Träger ist der Verein Papageiensiedlung und sein ehrenamtlich arbeitendes kliQ-Team. Letzteres hat die Berliner Energieagentur (BEA) mit einer Bestands- und Potenzialanalyse des Quartiers beauftragt. Bei einer Mitmachkonferenz am ersten November-Wochenende in der Emmaus-Gemeinde Zehlendorf stellte die Agentur vor zahlreichen Interessierten ihre ersten Ergebnisse vor.

KliQ, das Licht: So viel Engagement in einem Quartier habe sie bisher noch nicht erlebt, bemerkte BEA-Moderatorin Mechthild Zumbusch, die bereits seit vielen Jahren Quartiersmanagement-Prozesse in Berlin begleitet. Auch die anwesende Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg von den Grünen lobte in ihrem Grußwort das Projekt. Die Bezirksverwaltung unterstütze kliQ, weil die Initiative bewiesen habe, dass sie den nötigen „langen Atem“ habe. Rund 60 Menschen lauschten vier Stunden lang konzentriert den Ausführungen der Agentur und überhäuften sie mit Fragen. Das Interesse an Klimaschutz war genauso spürbar wie die Sorge um steigende Energiepreise.

 KliQ, der Schatten: Der Bedarf an energetischer Sanierung im Quartier ist laut der Bestandsanalyse der Agentur hoch. Insgesamt stießen die rund 10.000 Haushalte über 33.000 Tonnen Treibhausgase pro Jahr aus. Das seien pro Kopf 2,42 Tonnen allein für Heizen und Strom; wenn man Mobilität, Ernährung und Konsum hinzurechnet, kommt ein Vielfaches hinzu. 80 Prozent der Gebäude sind Wohnhäuser, und allein durch das Heizen würden jährlich rund 14.700 Tonnen Treibhausgase in die Atmosphäre geblasen. Wahrscheinlich liege der Wert sogar noch höher, weil die Mehrfamilienhäuser in der Papageien- und Alliiertensiedlung durch Fernwärme von Vattenfall beliefert werden, deren Emissionswerte unrealistisch niedrig gerechnet werden. Zwar lägen die hiesigen Wohnhäuser beim CO2-Ausstoß etwas besser als der Berliner Durchschnitt. Aber wenn die Ziele des Berliner Energie- und Klimaschutzprogrammes erreicht werden sollten, müssten die Treibhausgase auch hier auf ein Zehntel gedrückt werden. Sehr anspruchsvoll.

KliQ, das Licht: Solch eine starke Reduktion ist aber machbar, so das vorläufige Ergebnis der Potenzialanalyse der BEA. Starke Hebel seien vor allem die Wärmedämmung der privaten und öffentlichen Gebäude einschließlich Schulen, die Umstellung der Energieträger bei der Bereitstellung von Wärme und die Nutzung von Solarstrom und Solarthermie. Auch durch den Umstieg auf klimafreundliche Mobilität oder die Umstellung der restlichen Gaslaternen auf LED könnten Einsparungen erzielt werden. Und: Gemeinschaftslösungen bei der Versorgung mit Solarstrom, Fern- und Nahwärme seien prinzipiell möglich. Nachbarschaften, die im gleichen Gebäudetyp wohnen, könnten Modell-Lösungen erarbeiten und voneinander lernen. Vielleicht könnten sie auch eine Energiegenossenschaft gründen oder sich an eine bestehende anschließen, führte Christoph Rinke von „Bürgerenergie Berlin“ aus. Seine Genossenschaft errichtet unter anderem Solaranlagen im Selbstbau, auch bei mehreren Häusern im Quartier.

KliQ, der Schatten: Die Voraussetzungen für die verschiedenen Gebäudetypen und Eigentumsformen sind dennoch sehr unterschiedlich. Eigentümer haben mehr Handlungsspielraum als Mieterinnen, und die im Quartier sehr häufig vertretenen Wohnungseigentümer-Gemeinschaften (WEGs) scheinen bei der Beschlussfassung besonders kompliziert zu sein. Die Menschen in der Papageiensiedlung und der Waldsiedlung Krumme Lanke müssen Denkmalschutz-Bestimmungen beachten. Undundund. Hinzu kommt der Mangel an Solarmodulen und Wärmepumpen. Viele Bewohner und Nachbarinnen wollen ihre Häuser klimafreundlich umbauen, finden aber weder Material noch Handwerker.

KliQ, das Licht: Zur besseren Orientierung hat die Energieagentur deshalb „Steckbriefe“ für die Sanierungs-Möglichkeiten für sechs verschiedene Gebäudetypen verfasst. Schon jetzt gibt es Nachbarschaftsgruppen, etwa im Deisterpfad oder im Holzungsweg, die in gleichen Gebäudetypen wohnen und sich regelmäßig zusammen beraten. „Nutzt den Winter, um euch nachbarschaftlich zu organisieren und bis zum Sommer zu klären, was ihr tun könnt. Dieses Projekt lebt vom Mitmachen“, riet das kliQ-Team.

KliQ, der Schatten: Beim Mitmachen läuft es allerdings nicht immer wie erhofft. Für den zweiten Tag des Workshops waren zwar rund 50 Personen angemeldet, es erschien aber – wohl aus ganz verschiedenen persönlichen Gründen – nur die Hälfte. Das kliQ-Team versuchte sich dadurch nicht verdrießen zu lassen und organisierte Thementische. In kleinen Runden diskutierten die Teilnehmenden mehrere Stunden lang, was im Bereich Solar, Wärme, Mobilität und Grünflächen am sinnvollsten zu tun sei. Die Ergebnisse wurden an Schautafeln zusammengetragen, die nun im „Klimabüro“ des kliQ-Projektes stehen.

KliQ, das Licht: zuletzt noch volles Scheinwerferlicht für die Klimashow „Volle Halle“. Sie sorgte am Abend des zweiten Workshop-Tages für eine volle Halle im Gemeindesaal und mit ihren Mutmachgeschichten für viel gute Laune. „Und was macht euch Mut?“, fragten sich die vier auf der Bühne gegenseitig. „Solche Projekte wie kliQ!“, lautete die Antwort.

Hier finden Sie die Links zum Herunterladen der Präsentationen zur Bestands- und der Potentialanalyse.

Präsentation der Bestandsanalyse

Präsentation der Potentialanalyse