Der Workshop des kliQ-Projektes brachte viele lebendige Präsentationen und unterschiedliche Perspektiven auf die Klimapotenziale im Quartier

Das klimafreundliche Quartier (kliQ) wird immer dynamischer und lebendiger.

Diesen Eindruck bekamen die rund 100 Interessierten, die auf Einladung des kliQ-Teams und der Berliner Energieagentur am Sonntag den 26.2.2023 im Emmaus-Gemeindessal zusammengekommen waren.

Anlass: Die Fertigstellung ihres Endberichts zu den Klimapotenzialen im Quartier, den die Agentur dem anwesenden Bezirksamts-Vertreter Urban Aykal (Grüne) feierlich überreichte.

Der für Mobilität, Grünflächen und Umweltschutz zuständige Stadtrat dankte und erzählte, dass er das kliQ-Projekt gerne überall als gutes Beispiel für lokales Klima-Engagement darstelle.

Und tatsächlich scheint es inzwischen berlinweit auszustrahlen und auch in mehreren anderen Stadtteilen Menschen zu bewegen, Ähnliches zu wagen. Vier Gäste aus dem neuen „Klimafreundlichen Stadtparkviertel Steglitz“ waren mitanwesend und brachten im „Weltcafé“ am Ende des Workshops ihre eigenen Ideen ein.

Der dicke Endbericht voller Energieanalysen, Statistiken, Prognosen, Maßnahme-Empfehlungen und Steckbriefen zu sechs verschiedenen Gebäudetypen wird demnächst auf unserer Website kliq-berlin.de veröffentlich.

Das Agentur-Team stellte kurz die wichtigsten Ergebnisse vor: In zwei verschiedenen Szenarien hält es bis 2032 CO2-Einsparungen von rund 45 bzw. maximal 88 Prozent für möglich, je nachdem, wie stark Gebäude energetisch saniert werden und die Bewohnerschaft sich klimafreundlich fortbewegt.

Sein Rat: Das Grundprinzip „Nachbarn beraten Nachbarn“ solle in den kommenden Jahren fortgeführt und ein Management eingesetzt werden, das die Umsetzung von Maßnahmen fördert und begleitet – womöglich in Form einer Genossenschaft.

Zur Frage, ob ein Nahwärmenetz für Quartiersteile aufgebaut werden kann, empfahl das Team die Erstellung konkreter Machbarkeitsstudien.

Um den Autoverkehr zu reduzieren, seien in Sachen Mobilität viele Maßnahmen wie Car-Sharing, Tempo-30-Zonen, Spiel- und Fahrradstraßen, eine Taktverdichtung beim Bus 118 oder zeitlich befristete Straßensperrungen denkbar, etwa der Onkel-Tom-Straße an Markttagen.

Und, klare Aussage: Wenn auch die Gebäudehüllen der denkmalgeschützten Gebäude komplett gedämmt werden, also die Außenwände als Bauteil mit den höchsten Wärmeverlusten, verdoppele sich die Einsparung beim Heizwärmebedarf. Hier gebe es jedoch noch viele Punkte mit den Denkmalschutzbehörden zu klären wie Dämmputz an den Außenwänden, Aufstellung von Wärmepumpen, Umrüstung der Gaslaternen, E-Ladepunkte und einiges mehr.

Es folgten Präsentationen des kliQ-Teams zur nunmehr fertiggestellten Website und zur frischgedruckten, auch online herunterladbaren Projektzeitung Nr. 2, diesmal mit dem Schwerpunkt „kliQ zum Glück“.

Sabine Eicke und Tobias Sievers von der Arbeitsgruppe Mobilität stellten ihre von der Uni Cottbus wissenschaftlich begleitete Umfrage zum Verkehrsverhalten im Quartier vor und warben für die Teilnahme. Diese ist ab 1. April online über die Website oder in Papierform möglich.

Ute Scheub von der Arbeitsgruppe Grün appellierte, angesichts einer erneut drohenden Sommerdürre neben dem Bäumepflanzen jeden Regentropfen in Gärten und Grünanlagen aufzufangen statt in die Kanalisation abfließen zu lassen. Und: Eine CO2-freie Ernährung sei möglich, etwa mittels Abo von Gemüsekisten aus nahen Biohöfen. Christoph Moericke stellte das Projekt „Photovoltaik im Selbstbau“ vor.

Gabriele Schulze berichtete, wie sie ihre Wohnungseigentümergemeinschaft WEG im Eschershauser Weg langsam auf einen klimafreundlichen Kurs bringt. Kurz: Eine WEG auf dem Weg. Da es im Quartier 30 bis 40 WEGs gibt, könnten auch diese sich analog dem Prinzip „Nachbarn helfen Nachbarn“ gegenseitig helfen. (Alles nachzulesen in der kliQ-Website und -Zeitung).

Lebendig und bunt ging es auch bei der Präsentation von Schulprojekten zu den Themen Energieeinsparung, Ernährung und Mobilität zu, die vom Unabhängigen Institut für Umweltfragen (UfU) gefördert werden. Laut Wolfgang Schwarz vom Bildungszentrum für nachhaltige Entwicklung beteiligen sich inzwischen sieben Schulen: die Zinnowwald-, Wilma-Rudolph-, Peter-Lenné-, Quentin-Blake- und Biesalski-Schule sowie das Droste-Hülshoff- und Schadow-Gymnasium. Zwei Lehrkräfte berichteten, dass die Kinder und Jugendlichen „hochmotiviert“ seien und sich aktiv am Energiesparen beteiligten. „Wenn alle so mitmachen würden wie diese, dann hätte Wirtschaftsminister Habeck keinen Buckel vor dem Emir von Katar machen müssen“, bilanzierte UfU-Ingenieur Jörg Ackermann lächelnd.